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...Fortsetzung der Taiwan-Reise

 

Nächster Tag

Bis zu meinem Auftritt im Goethe-Institut am späteren Nachmittag verbringe ich den Sonntag wie viele TaiwanesInnen. Nach dem chinesischen Frühstück mit viel Gemüse, Reisbrei, Fisch und Fleisch schlendere ich durchs Viertel und kehre noch einmal zur Chiang kai-Shek Memorial Hall zurück und besuche die Ausstellung über Leben und Wirken Chiang-kai-Sheks. In die ehrwürdigen Memorialhall ist auch ein Dinosaurier-Kinderparadies integriert, das überlaufen ist. Kinder werden in Taiwan sehr verwöhnt.

 

Ausblick aus der 6. Etage des Goethe-Instittus. Mit der Bergkette im Hintergrund

 

Ich setze der Deutschlehrer Tagung einen literaisch-musikalische Schlusspunkt. Deutschschweizer KünstlerInnen haben oft Gastrecht in den Goethe-Instituen weltweit. Eine Zusammenarbeit ist für alle sinnvoll. Um gemeinsam die deutschsprachige Gemeinschaft im Ausland einzuladen.

 

Das Goethe-Institut über sich:

"Das Goethe-Institut Taipei organisiert und unterstützt ein breites Spektrum von kulturellen Veranstaltungen zur Präsentation deutscher Kultur in Taiwan und zur Förderung des deutsch-taiwanesischen und interkulturellen Austausches. Unsere Spracharbeit bietet Deutschkurse von Grund- bis Oberstufe, Workshops und Seminare für Lehrer im Bereich Deutsch als Fremdsprache sowie ein umfangreiches Prüfungsprogramm an. Im Rahmen der Initiative „Schulen: Partner der Zukunft“ (Pasch) fördern wir die deutsche Sprache an taiwanesischen Schulen. Das Informationszentrum des Goethe-Instituts Taipei vermittelt Informationen zu aktuellen Aspekten des kulturellen, gesellschaftlichen und politischen Lebens in Deutschland. Es bietet umfangreiche Buch- und Medienbestände für alle, die sich für Deutschland interessieren, oder die Deutsch lernen oder lehren wollen.

Auch untergebracht im Goethe-Institut ist das DAAD-Informationszentrum Taipei.
Das DAAD-Informationszentrum Taipei berät über Studien- und Stipendienmöglichkeiten in Deutschland.

 

Am Abend steige ich in die MTR und fahre nordwärts zum grössten Nachtmarkt Taiwans, dem Shilin Markt. Auch spät nachts noch ist er dicht bevölkert. Shoppen, essen, vielleicht ein Hündchen kaufen für die lieben Kleinen!! :-( Etwas in der Spielhalle spielen.

 

 

Die Hunde sind viel zu klein zum Verkauf. Viele werden es nicht überleben. Viele werden später ausgesetzt. Grausam!

Kleider für die Hunde!

 

 

Nächster Tag

Am Montag sind leider -wie bei uns- alle Museen zu. Ich habe am Abend eine öffentliche Veranstaltung im Goethe Institut. So schlendere ich vom Hotel weg zum Präsidentenpalast, weiter zur MainStation (Hauptbahnhof). Und von dort zum alten, spannenden Dadaocheng-Viertel, rund um die Dihua-Street. Mit all seinen KräuterhändlerInnen.

 

Eine Prozession als Totenritual für eine verstorbene, vermögende Person.

 

 

 

Apotheke an Apotheke

 

 

 

Es ist sehr angenehm, im Goethe-Institut aufzutreten. Es wird eine schöne Abendveranstaltung, mit netten Gesprächen nachher beim anschliessenden Apéro. Es ist das erst Mal, dass ich in Taiwan Wein trinke. Wein gibts kaum. Dafür viel Tee. Immer gratis zum Essen. Krugweise.
Auch die Schweizer Vertretung ist anwesend.
Die Schulklasse, die eigentlich Abendunterricht hat, sollte nur eine halbe Stunden bleiben. Aber sie bleiben alle bis zum Ende. Das ist gut!

 

Nächster Tag

Ich werde in der Soochow Universität am Rande von Taipei zum nächsten Auftritt erwartet. Die Uni liegt sehr schön, in einem Tal beim Palastmuseum. Es ist die Uni, an der Mei-chi Lin studiert hat.
Die Veranstaltung findet im sehr schönen Kulturraum statt. Ein im europäischen Stil mit Holz, Cheminfeuer und Bücherwänden ausgestatteter Raum der als Veranstaltungs- und Bibliotheksraum dient.
Professor Shieh ist mein Moderator und Übersetzer. Mei-Chi hat bei ihm ihre Masterarbeit geschrieben. Ai-hua Lin sitzt im Publikum. Es ist eine sehr gute Stimmung hier. Professor Shieh ist die Wucht. Er ist eine landesweite Persönlichkeit, setzt sich vehement für die Unabhängigkeit Taiwans ein. Exponiert sich stark und bestreitet als Fernsehmoderator 5 Abende die Woche eine 1 1/2 Std Politsendung. Professor Shieh übersetzt sehr gekonnt, spielt theatermässig meine Geschichten nach. Es gibt viel zu lachen.
In zwei Jahren soll ich wieder in dieser Uni sein. Mir wurde bereits eine Einladung in Aussicht gestellt. Jedes Jahr darf diese Abteilung der Uni einen Gast einladen. 2012 soll ich das sein. Ich freue mich drauf! Natürlich komme ich.

 

Deutschprofessorin Frau Ai-hua Lin unternimmt spontan einen Ausflug mit mir auf den Yanmingberg, wo die Cala-Blumen kultiviert wachsen. Es gibt dort auch eine heisse Quelle in einem Felsabbruch, die ständig dampft.


 

 

Frau Ai-hua Lin spricht lupenreines Deutsch, sie war 6 Jahre lang im Goethe-Institut München. Eine sehr nette Frau.
Sie erklärt mir auch: Es gibt 150 Hochschulen und Unis in Taiwan. Zu viele. Um Uni zu sein muss es gewisse Abteilungen haben. Mind 5. Es gibt die Eliteunis. Die privaten und öffentlichen Hochschulen.

 

Das Palastmuseum beherbergt eine Fülle von Schätzen. Vasen, Töpfe, Kalligrafie. Chang Kai-shek hat vieles aus China mitgebracht bei seiner Flucht. Das meiste der riesigen Sammlung ist atombombensicher im Keller des Palastes gelagert. Immer nur ein kleiner Teil kann ausgestellt werden.

In der Uni unterhalte ich mich mit Professor Shieh. Er spricht von seiner politischen Arbeit. Schenkt mir ein DVD-Video mit einem Rap, den er mit der jungen DPP Youth Partei für den Wahlkampf aufgenommen hat.

 

 


Politischer Abriss:
In den letzten fünf Jahrzehnten erlebte das Land einen kontinuierlichen wirtschaftlichen Aufschwung. Auf eine politische Liberalisierung mussten die Taiwaner bis 1987 warten, als Chiang Kai-sheks Sohn Chiang Ching-kuo als Präsident das Kriegsrecht aufhob und erstmals eine politische Opposition zuließ. Nach ersten freien Wahlen für die verschiedenen Parlamente und Gremien Taiwans wurde Lee Teng-hui 1996 als erster Präsident Taiwans direkt vom Volk gewählt. Im Jahr 2000 wurde mit Chen Shui-bian von der Demokratischen Fortschrittspartei erstmals ein Politiker zum Präsidenten gewählt, der nicht der Kuomintang angehörte. Spätestens seit diesem Zeitpunkt kann Taiwan als vollständig entwickelte Demokratie bezeichnet werden. Zeitgleich lässt sich eine Entwicklung zu einer immer stärker werdenden taiwanischen Identität feststellen, wobei sich immer weniger Einwohner in erster Linie als Chinesen sehen. Nach zwei Amtszeiten Chen Shui-bians brachte die Präsidentenwahl am 22. März 2008 wieder einen Regierungswechsel. Zum neuen Präsidenten wurde Ma Ying-jeou gewählt, der Kandidat der Kuomintang. Er trat sein Amt am 20. Mai 2008 an.

Nur 30 % der TaiwaneseInne sind für die Unabhängigkeit. Die Verhängung mit China ist zu gross. Auch die Angst, China könne sich im Falle der Unabhängigkeit wieder zur existentiellen Gefahr werden. Zudem heiraten viele ChinesInnen und TaiwanesInnen über die Landesgrenze hinweg.

Das Militär unterhält noch in jeder Uni ein Büro zur Beobachtung der Lage. Sie dürfen allerdings nicht mehr aktiv Studenten fürs Militär anwerben.

 

Nächster Tag

Auszüge aus der letzten Konzert-Lesung der Taiwan-Tournee März 2010. Dayeh-Universität. Für alle. U.a. auch DeutschstudentInnen.

1 Meine 2 Beine. Song von Schär/Schmid, noch unveröffentlicht.

2 Improvisation für den Anlass zu Soundboden von Jürg Schmid

3 Schär/Keller. Veröffentlicht auf der Audio-CD Vom Fliegen und Wildschweinjagen.

4 Schär/Keller. Veröffentlicht auf der Audio-CD Vom Fliegen und Wildschweinjagen. Text aus dem Buch Auf dem hohen Seil, demnächst wieder erhältlich.

1 Meine 2 Beine

2 Welcome Song

3 Der Tod und das Leben

4 Falle

 

Danach wieder Fototermin. Selbst Fernsehmoderatorinnen moderieren bisweilen mit Mundschutz.

 

Ich übernachte im Unihotel auf dem Unigelände. Endlich kann ich mal Wäsche waschen. Weil ich so viel technisches Auftrittsgepäck dabei habe, kann ich nicht unendlich Kleider mitnehmen. Es gibt im Unihotel eine Waschmaschine. Und ich erfahre: Die TaiwanesInnen waschen nur kalt! Unvorstellbar! Wollen sie etwas warm waschen, waschen sie es von Hand. Der Tumbler trocknet auch nach 3 Stunden nicht. Und so hänge ich die Wäsche auf den Balkon auf, wo mir prompt ein gutes Stück aussen runterflattert. Shen Ju macht sich am nächsten Tag auf die Suche danach.

 

Die nächsten Tage

Ich wage das Abenteuer, einen Tag ganz allein loszuziehen, um den Sunmoon-Lake zu suchen. Shen Ju bringt er mich auf seinem Motorrad zu einer Busstation. Ich bin ausgerüstet mit von ihm geschriebenen Anweisungen an mögliche HelferInnen. Bis zum Sunmoon-Lake sind es 2-3 Stunden Fahrt mit 3 x umsteigen. Der Sunmoon-Lake ist eine der nationalen Sehenswürdigkeiten im Herzen der Insel, gnau in der Mitte. Eine wunderschöne Landschaft mit See. Der See hat die Form der Schriftzeichen für Sonne und Mond. Daher der Name.

 

 

Eine sehr nette Angestellte in einem Bahnhof. Sie spricht Englisch und ist mir eine grosse Hilfe. Sie kopiert Fahrpläne, schreibt mir alles auf. Und setzt mich in den Zug.

Regionalzug

 

Endlich beim Sunmoon-Lake angekommen. Ich durfte ein Stück weit im Reisecar einer munteren malaisischen Businessfrauen-Reisegruppe mitfahren.
Am Sunmoonlake sieht es aus wie bei uns in der Schweiz im Tessin. Das hatte mir schon Herr Feer von Tosi gesagt. Stimmt genau!

Und überall gibt es Begegnungen!

 

Neuere Forschungen gehen davon aus, dass Taiwan die Urheimat der Polynesier war.
Nur vier Kilometer vom See entfernt liegt das "Kulturdorf der Ureinwohner Formosas", das geschaffen wurde, um die Kultur und Geschichte der fast 325.000 Ureinwohner der Insel zu bewahren. Abordnungen aller neun Stämme treffen sich regelmäßig dort, um in authentischen Kostümen und traditionellem Schmuck zum Klang alter Musikinstrumente überlieferte Gesänge und Tänze vorzuführen.
Daneben demonstrieren die Stämme Kreativität und Geschick bei der Herstellung von exquisiten Handwerkserzeugnissen und nützlichen Alltagsgegenständen unter Verwendung traditioneller Werkzeuge.

 

Nächste Tage

Mei-Chi unternimmt mit mirAusflüge.

Wir fahren mit dem Auto südwärts. Zuerst nach Chiai City, dann noch etwas südlicher nach Shueishang. Eine Freundin und ihre Familie erwartet uns da. Wir werden auch hier übernachten. Eine Grossfamilie. Tanten, Onkel. Cousinen, unter der starken Führung einer wunderbaren Clanmutter, die es mir angetan hat.

 

 

 

Ich komme mir wieder mal riesig vor!

 

Mitteltaiwan gehört in die subtropische vegetationszone, der Süden in die tropische.

 

Wälder voll giganteskem Bambus.

 

Später fahren wir in die Berge, um in einem Hotel in einer heissen Quelle zu baden.
Die Fahrt ist langwierig. Die zwei Damen vorne haben Mühe sich zu orientieren und trotz GPS den Weg in die Berge zu finden. Sie fragen unzählige Male Passanten. Und es fällt wieder auf, wie hilfsbereit die TaiwanesInnen sind. Jeder Gefragte gibt bereitwillig und freundlich Auskunft.

Bei den heissen Quellen angekommen!

Wir haben das ganze Bad für uns. Superheisses, Scharfes Wasser. Es brennt!

 

Wieder ins Auto und weiter!

 

Auf einer Fahrt erzählt mir Mei-Chi wie das hier mit dem Heiraten geht. Die Einladungen werden "die rote Bombe" genannt. Wenn der kommt wird's teuer! Es werden Geldgeschenke erwartet, und zwar ziemlich genau festgelegt, wer was zu zahlen hat. Je nach Verwandtschaftsgrad. Und Prestige. Hochzeitsfeste sind für die, die heiraten, kein Verlustgeschäft. Im Gegenteil, die Einladenden verdienen daran. Und in der genau gleichen Höhe werden die Geschenke wieder zurückfliessen bei einer Hochzeit auf der anderen Seite.

 

Zu Besuch bei einer anderen befreundeten Familie. Der Sohn, Künstler, zeigt und erläutert uns seine Werke, die bald in einer grossen Austellung im Süden Taiwans zu sehen sein werden.



Der Vater war Sportlehrer und Schulleiter. Mit 55 kann man sich hier pensionieren lassen. Nach 25 Jahren Arbeit. Der Vater hat das Kochen gelernt. Und kocht wunderbar.

 

 

Dann ist es Zeit für den Abschied, Ein Taxi holt mich, um mich auf 90 Minuten langer Fahrt zum Flughafen zu bringen. Ein 14 stündiger Flug erwartet mich.

 

Ankunft in Zürich. Bei uns ist inzwischen Sommerzeit bei 4 °. 6 geschenkte Stunden. Langandauernde Jetlag.



Reisebericht (Teil 1)
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