<< zurück

Auftrittsreise nach Beirut
April 2011

 

 

In Beirut komme ich mitten in der Nacht an. Der Ausblick am nächsten Morgen aus meinem Zimmer ist super. Blick über die Häuser von Beirut. Überall Baukranen. Die Häuser schiessen wie Pilze aus dem Boden und wachsen schlank in die Höhe. Blick zum Hafen und aufs Wasser.

In den nächsten Tagen stehen einige Proben mit Musikern an, von denen ich nur einen kenne. Wir müssen ein volles Konzert-Programm erarbeiten. Ich bin so gut wie möglich vorbereitet und habe Stücke dabei, die wir spielen könnten. Keine Ahnung, was meine Mitmusiker für Ideen mitbringen. Nebst den Proben stehen verschiedene Auftritte an.

Eingeladen wurde ich zu Konzertlesungen anlässlich des "Fête de la Francophonie" durch die Schweizer Botschaft. Die Botschafterin hatte zwei Jahre zuvor einen meiner Auftritte im Goethe-Institut Colombo, Sri Lanka gesehen.

Die Proben und die Auftritte in der francophonen Uni und in einer internationalen Schule gehen über die Bühne.

Dann der Konzertabend. Es kommen honorige Gäste verschiedener Nationalitäten, französisch-, arabisch- und englischsprachige. Unser Programm, das wir erarbeitet haben, ist ein Mix aus arabischem, französischem, deutschem und schweizerischem Kulturgut. Ich werde die Texte auf Französisch singen. Einige Stücke stammen von meiner CD "Vocal Flight to Beirut", die ich vor 16 Jahren in Beirut, vier Jahre nach Ende des Bürgerkriegs, im Studio eines meiner Mitmusiker, Haissam Salah Eddine, aufgenommen habe. Es ist ein Revival, eine Wiederbegegnung mit alten Stücken, die mir noch immer lieb sind und die wir (dazu gehört auch Trudy Raymakers, meine Musiker-Kollegin, Pianistin und Komponistin aus Holland) damals in Beirut zum Teil neu erarbeitet hatten als europäisch-arabischen Mix. Ein paar arabische Stücke, die wir jetzt spielen, sind neu für mich. Ich singe sogar ein kleines Stück auf Arabisch.
Ich singe auch "Ich hab die Nacht geträumet" auf Französisch. In anderen Stücken spreche ich französische Gedichte in die arabische Musik hinein. Und natürlich darf "Ne me quitte pas" nicht fehlen. Das Lied hat mich seit zwei Jahrzehnte Konzertleben begleitet und kam mal jazzig, mal rockig, mal in Technoversion, mal lyrisch- zart und als Chanson daher. Dieses Mal, mit meinen arabischen Mitmusikern, wird eine ziemlich freie, arabisch-experimentelle Version daraus.

Am nächsten Tag habe ich Zeit, Beirut zu erkunden. Allein und zu Fuss. Einfach der Nase nach. Das Bussystem begreife ich zuerst nicht. Es gibt keine Haltestellen. Immer Taxis nehmen, mag ich nicht. Beirut ist eine von Autos regierte Stadt. Die Autos parkieren ungehindert auf sämtlichen Trottoirs. Ich gehe meistens auf der Strasse. Und ärgere mich.
Ich durchwandere viele Viertel. Acht Stunden lang setze ich mich kaum hin. Viel Gelegenheit dazu gäbe es auch nicht. Es gibt kaum Grünflächen in der Stadt.

Ich erkennen einiges wieder. Auch das Viertel Mssaytbeh, südlich vom heutigen Trendviertel Hamra gelegen, wo wir damals gewohnt und im Studio gearbeitet hatten.
Die zerbombte Innenstadt ist neu gebaut. Alles wächst schlank in die Höhe. Damals lag die ganze Innenstadt in Schutt und Asche.

Eigentlich steht nun eine Woche Syrien auf dem Programm. Doch die Unruhen dort werden stärker. Es gibt mehr und mehr Tote. Eine Botschaft nach der andren rät ihren Landsleuten von einer Reise nach Syrien ab.
In Baaqline, ca. eine Stunde von Beirut entfernt, im bergigen Hinterland, in Haissams sehr gastfreundlichen Familie, erhole ich mich endlich ganz von den letzten Beschwerden der Grippe, die aus der Schweiz mitgebracht hatte.
Ich geniesse dieses Eingebettetsein in die Familie und Verwandtschaft. Das Leben ist gemächlich. Jeden Tag kommen Verwandte vorbei. Die Verwandtschaft hält zusammen, Für viele ist sie Lebensversicherung und Altersvorsorge.

Es wird immer fein gekocht. Und sehr gesund gegessen mit all diesen Mezze, Gemüsen und Salaten. Wir essen um den Ofen im Wohnzimmer. Hier, auf 1000 Metern, ist es, jetzt im April, noch recht kühl.

Die Landschaft ist beruhigend, wohltuend und schön. So ganz abwegig ist es nicht, vom Libanon als der Schweiz des nahen Ostens zu sprechen.

Der Libanon ist flächenmässig 4 x kleiner als die Schweiz. Bei etwa gleich vielen Einwohnern. 2.1 der 7,7 Mio zählenden libanesischen Bevölkerung leben in Beirut.

http://www.libanon-wein.de/cms/upload/pdf/libanon/Libanesischer_Brgerkrieg.pdf

 

Beirut um 1900. Archivbild aus dem Internet.

 

 

Wer in den Libanon, nach Syrien und Jordanien einreisen will, darf nicht in Israel gewesen sein. Zumindest darf sich kein israelischer Stempel im Pass befinden. Man muss sich also für die eine oder andere Seite entscheiden. Israel existiert nicht auf der Landkarte. Nur Palästina.
Und schon von weitem sieht man im Süden die grauslige Mauer von rund 800 km Länge, die Israel umgibt. Mit Wachtürmen und einer 100 Meter breiten Sicherheitszone. Palästinensische Dörfer wurden davon brutal entzwei geschnitten.

 

 

 

Auch der Libanon ist noch immer ein gefährdetes Land. Überall in der Stadt stehen Wachposten mit Maschinengewehren im Anschlag, und es gibt Checkpoints mit Panzern und Strassensperren. Man kann sie ungehindert passieren, aber die Alarmbereitschaft ist offensichtlich.

Wir warten die Entwicklung in Syrien ab. Nichts zu machen. Die Lage wird schlimmer. Die Angst vor einem Bürgerkrieg wächst. Noch ist nicht klar, wer hinter den ersten Anschlägen steckt.
Ich bleibe in Beirut und unternehme von dort Ausflüge.

Mona Nehmé (Présidente des Amis de l'Eucharistie et Présidente des Echanges internationaux francophones) nimmt mich in eine französische Schule mit zu einer Aufführung der SchülerInnen. Ich habe sie durch mein Konzert kennen gelernt. Eine sehr schöne, verständnisvolle Begegnung.

Es sind spannende Tage. Ich unternehme Ausflüge. Ich stelle mich wie die Einheimische irgendwo an den Strassenrand und halten irgendeinen Bus an. Auch das Aussteigen kann überall geschehen. Ich frage mich durch. Ich benütze auch Sammeltaxis. Und bin viel zu Fuss unterwegs.

 

Was für ein Ausblick!

 

Vorbereitung für unser Konzert.

 

Zwei meiner Mitmusiker, Haissam Salah-Eddine und Shahe Kupelian, Keyboarder, Pianist, Arrangeur, bei der letzten Probe vor dem Konzert.

Haissam Salah-Eddineist in der Schweiz und im Libanon zu Hause. Shahe Kupelian ist Armenier und wohnt in Beirut.

 

Konzertabend in der Botschafts-Residenz. Brigitte Schär (voc), Haissam Salah-Eddine (viol) Shahe Kupelian (key), Rabih Bissany (darb)

Foto: Schweizer Botschaft

 

Foto: Schweizer Botschaft

 

 

Auftritt in der francophonen Université Antonin

 

Ankündigung meiner Veranstaltung

 

Spaziergang durch die Stadt. Die Autos stehen überall. Kein Durchkommen auf den Gehsteigen.

 

Im Libanon gibt es auch Skigebiete.

Foto aus dem Internet

 

Deutsche Schule Beirut, Campus Doha. In Doha El Hoss, einem Vorort südlich vom Flughafen.

 

Fotos: Deutsche Schule Beirut

 

Blick vom Schulhaus zum nahen Meer.

 

Frau Gabriele Bunzel-Khalil ist PR-Beauftragte der Deutschen Schule Beirut und Dozentin und Ortslektorin des DAAD (Deutsch Akademischer Austausch Dienst) an der Universität Saint Joseph, Beirut. Sie hat zuvor lange in Paris gewohnt, seit vielen Jahren nun in Beirut. Sie ist meine Ansprechperson für diesen Auftritt.

 

Bibliothek der Schule

 

Auf einem Spaziergang durch die City

 

 

Denkmal am Platz der Märtyrer. Die Einschusslöcher, vom Bürgerkrieg herrührend, werden als Mahnmal bewahrt.

 

Die grosse Moschee.

 

 

Richtung Hamra

 

Deutsche Werbung auf einem Lieferwagen.


 

Warten auf Sammeltaxis

 

Wenn das Fahrziel passt, kann eingestiegen werden.


 

Man zeigt, was man hat.

 

Ein weiteres Haus will hoch hinaus.

 

Und die Blechlawine rollt. Die Stadt per Auto zu erkunden ist angenehmer als zu Fuss.

 

Mein Taxifahrer will seine Sitze schützen. Auch die Gäste-Sitze. Sehr gemütlich!


Besuch im Collège St. Sauveur. Es befindet sich in unmittelbarer Nähe zum Nationalmuseum.

 

Die Jugendlichen haben etwas einstudiert.

_________________

 

Film

Kinder singen die Nationalhymne

Separates Fenster öffnet sich. Um zum Bericht zurückzukehren "Zurück-Taste" drücken.

Film

Eine Tanzchoreografie

Separates Fenster öffnet sich. Um zum Bericht zurückzukehren "Zurück-Taste" drücken.

____________________

 

Mona Nehmé (Présidente des Amis de l'Eucharistie et Présidente des Echanges internationaux francophones) hält eine Rede. Plötzlich zeigt sie auf mich und erzählt begeistert von meinem Konzert in der Botschafts-Residenz. Und, ich traue meinen Ohren nicht, sie kündigt mich auf der Bühne an. Und ich muss da rauf und etwas singen!!


 

Nach der Veranstaltung und Darbietung der Jugendlichen kommen die Schulleitung, der Stiftungsrat und andere geladene Gäste zusammen, und sie sprechen auch über das Thema des Dargebotenen "Oser dire oui - oui à moi-même - oui à l'autre" und über die heutige Jugend im Allgemeinen.

 

 

Mit der Syrienreise ist definitiv nichts. So reise ich nun ins bergige Hinterland. Nach Baaqline.


 

Weitsicht von Baaqline aus.

 

Blick auf Baaqline

 

 

Mein Mitmusiker Haissam Salah-Eddine, der in der Schweiz und im Libanon zu Hause ist.

 

Wir besuchen einen Palast in der Nähe. Foto für das nächste CD-Cover??

 

Am Sonntag wird Haissams Familie, bei der ich zu Besuch bin und bei der ich mich ausgesprochen wohl fühle, von einer befreundeten Familie zum Mittagessen eingeladen, das bis am Abend dauert. Man sitzt, isst, trinkt, unterhält sich.
Die Clammutter der Gastgeber-Familie hat es mir angetan. Was für eine eindrückliche Frau! Wir haben keine gemeinsame Sprache, aber wir lächeln uns immer wieder an.

 

 

 

Libanesisches Essen. U.a. Taboulé

 

 

Bäckerei für arabisches Brot in Baaqline

 

 

Reisebericht Beirut Fortsetzung

<< zurück zur Hauptseite